Ortsentwicklung

altes haus

Bauliche Entwicklung

Die bauliche Entwicklung von Bad Zell kann man bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals bestand die heutige Gemeinde aus etwa 36 Häusern.

In den darauffolgenden 3. Jahrhunderten sind lediglich etwa 6 Häuser hinzugekommen. Auch im 17. Jahrhundert konnte Bad Zell keine auffallende bauliche Entwicklung verzeichnen. Der Markt wurde lediglich um etwa 10 Häuser reicher. Zu bemerken ist, dass erstmals Häuser außerhalb des Ortskernes gebaut wurden.

Auch wurde in Bad Zell in dieser Zeit erstmals eine Schule, ein Pfarrhof und ein Spital errichtet, was sicherlich zur Verbesserung der Lebensqualität der damaligen Landbevölkerung beigetragen hat.

Am 31. Mai 1653 brannte der ganze Markt nieder. Nur Kirche, Pfarrhof und einige andere kleine Häuser blieben verschont. Beim 2. großen Marktbrand am 15. Juni 1769 fiel die Hälfte des Marktes, die Häuser Marktplatz 18 bis 29 und einige andere dem Feuer zum Opfer. Beim 3. großen Marktbrand am 31. August 1800 brannte wiederum der ganze Markt nieder. Nur Kirche, Pfarrhof und Schule konnten gerettet werden. Hausnummerierungen gibt es seit 1771. Das Häuserverzeichnis aus dem Jahre 1805 zählte 78 Gebäude, bis 1945 ist diese Zahl auf etwa 100 Häuser angewachsen.

Nach dem 2.Weltkrieg kam es in Bad Zell, wie in fast allen anderen Orten auch, zu einem noch nie da gewesenen Bauboom, sodass der Häuserbestand im Marktbereich auf bereits 300 angewachsen ist.

Die derzeitige Straßen- und Siedlungsbezeichnungen gibt es seit 1982.

Die Baumaßnahmen, die das Ortsbild zu jener Zeit wesentlich beeinflusst haben sind die Volksschule (1955), die Hauptschule (1974) sowie die Errichtung der Kuranstalt 1976 und der damit verbundene Bau der Kurpensionen. Hinzu kommen noch der Bau einiger Betriebe sowie die Errichtung der Sportanlage 1982. Außerdem wurde zu dieser Zeit auch die Umfahrungsstraße von Bad Zell errichtet. Wenn man die Siedlungsentwicklung von Bad Zell über die Jahrhunderte hindurch genauer betrachtet ist es sicherlich auffallend, dass die Gemeinde erst in den letzten 50 Jahren, also seit Ende des 2. Weltkrieges, die für sie bedeutsamste Entwicklung gemacht hat. Erst in diesem Zeitraum von 50 Jahren hat sich Nennenswertes verändert. Sowohl die Infrastruktur als auch die verkehrsgeografische Situation haben sich zum Wohle der Bevölkerung verbessert.


Demographische Entwicklung

Mit folgendemLink kommen Sie direkt zur Übersicht von Statistik Austria über die Bevölkerungsentwicklung in Bad Zell seit 1869 (Volkszählung vom 15. Mai 2001): www.statistik.at/blickgem/gem/g40627.pdf 


natur

Geologische Entwicklung

Die Marktgemeinde Bad Zell ist eine von 438 Gemeinden im Bundesland Oberösterreich und gehört zum politischen Bezirk Freistadt.

Bad Zell liegt im östlichen Mühlviertel ca. 35 km nordöstlich von Linz. Das Gemeindegebiet, welches sich auf einer Seehöhe von 513 m befindet, erstreckt sich zwischen den Flüssen Waldaist und Naarn.

Die höchste Erhebung ist der Holzerberg mit 774m. Der tiefste Punkt liegt am Südende der Gemeinde im Naarntal bei 400 m. Das Flächenausmaß der Gemeinde umfasst 45,51 km², die sich auf 14,7 km² Wald, 28,9 km² landwirtschaftliche Nutzung, 0,3 km² Baufläche, 0,6 km² Gärten, 0,1 km² Gewässer und 1 km² sonstige Flächen aufteilt.

Die Nord-Süderstreckung beträgt 11 km und die West-Osterstreckung liegt zwischen 6-7 km. Geografische Koordinaten: 48° 21' 00" Breite, 14° 40' 02" Länge. Bad Zell ist die siebent größte Gemeinde des Bezirkes und nimmt bundeslandweit der Fläche nach den 47. Platz und nach der Einwohnerzahl den 120. Platz ein.

Bad Zell hat 7 Nachbargemeinden, wovon 4 Gemeinden (Gutau, Pierbach, Schönau, Tragwein) dem Bezirk Freistadt und die restlichen 3 Gemeinden (Allerheiligen, Rechberg, Windhaag) dem im Süden gelegenen Bezirk Perg angehören.
Bad Zell befindet sich nahe dem ehemaligen Eisernen Vorhang, der bis 1989 existiert hat.

Positiv zu vermerken sind die guten Luftgütewerte und eine von den Bauern schön gepflegte und gestaltete Kulturlandschaft. Für die Zukunft interessant mag auch die Lage an der Grenze vom germanischen zum slawischen Kulturraum sein. Ein weiterer Pluspunkt für die Gemeinde ist die Lage im Naturraum der Böhmischen Masse mit einer äußerst reizvollen und geologisch interessanten Landschaft, die vor allem wegen ihres Alters besondere Formen aufweist.
Dieses geologisch älteste Gebiet Österreichs entstand in der jüngeren Steinkohlezeit, also vor etwa 290 Millionen Jahren während der variskischen Gebirgsbildung (Karbon/Devon). Das damalige Massiv hatte den Charakter eines Hochgebirges. Doch im Laufe der Zeit wurde dieses durch Verwitterung abgetragen.
Heute ist nur mehr das in die Tiefe eingedrungene und erstarrte Basisgestein übrig geblieben, das die Oberfläche bildet. Hauptbestandteil dieses "ältesten Österreich" ist der hier vorkommende Granit.
Eine geologische Besonderheit bilden die im Mühlviertel vorkommenden Blockmeere, Wackelsteine und Felsburgen, an deren Entstehung die tertiäre Tiefenverwitterung beteiligt war.

Im Gemeindegebiet von Bad Zell sind vor allem folgende Granite vorhanden: Der Weinsberger Granit ist mit einem Durchschnittsalter von 380-400 Mio. Jahren der älteste Granit. Sein Vorkommen beschränkt sich auf die Ränder des Gemeindegebietes, wie dem Ellerberg, Weberberg und Erdleiten. Der Mauthausener Granit ist ca. 280-300 Mio. Jahre alt. Der Untergrund des Gemeindegebietes wird großteils von diesem gebildet.

Einzelne Klimadaten der Region um Bad Zell: Die Gemeinde Bad Zell liegt in einem klimatischen Raum, der von mehreren Seiten her beeinflusst wird. Das Klima des Mühlviertels ist nämlich dem baltischen Klimaraum mit subpolarem Einfluss zuzuordnen, der eine Übergangsstellung zwischen ozeanischem und kontinentalem Klima hat.


Lufttemperatur:
Jahresmittel: 8°C
Jännermittel: -2°
Julimittel: 20°

Mittlere Zahl der jährlichen Sommertage:
40-50 Tage

Niederschlagsmenge pro Jahr:
650 mm

Belastungs-, Schon- und Reizstufe:
reizschonend
Bad Zell kann man auf Grund der Klimadaten durchaus als Gunstraum bezeichnen.

Böden
Die Böden des Raumes sind vorwiegend durch die Verwitterung von saurem Kristallingestein entstanden. Sämtliche Böden sind auf Grund des Ausgangsmaterials kalkfrei. Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen ist vorwiegend der Bodentyp der kalkfreien Felsbraunerde anzutreffen, ein leicht basenfreier Boden.


Geschichtliche EntwicklungHeimatbuch Bad Zell

Wer die Geschichte des Marktes Bad Zell liest, der freue sich nicht auf die Schilderung froher Feste und behaglichen Reichtums; andere Dinge wird er finden, viel Not und Sorge, das Ringen zäher Menschen mit hartem Schicksal, schlichte Bescheidenheit und harten Bürgerstolz, der um Recht und Herkommen kämpft. Eine ausführliche Erörterung der Bad Zeller Geschichte lesen Sie im Heimatbuch von Bad Zell nach. Hier die wichtigsten Schritte der Entwicklung des Marktes bis zum heutigen Zeitpunkt.



1208
wurde "Cell" zum ersten Mal urkundlich genannt, eine nach 1000 gegründete Niederlassung Regensburger Mönche auf dem Steilufer des Kettenbaches. Daher die Regensburger Schlüssel im Marktwappen.
1366
ist die Mönchskapelle schon Pfarrkirche, die später erweitert und 1745 teilweise barockisiert wurde. Am Treffpunkt von 5 Überlandwegen liegend, wurde Zell schon früh Marktort, was die Anlegung eines Marktplatzes nördlich der Kirche bedingte. In der Folgezeit kam es zum Streit mit der Herrschaft Prandegg, denn die Bürgerschaft wollte sich das Recht auf freie Richterwahl und eigene Gerichtshoheit nicht nehmen lassen. Das Schwert des Prangermandls, des einzigen in Oberösterreich, zeugt davon. Ebenso die Richtstätte auf dem Galgenberg, die jetzt durch die Hubertuskapelle bezeichnet ist.
1730
fand im Schloss Zellhof einen der letzten großen Hexenprozesse gegen die sogenannte Wagenlehnerin statt.
1750
gab es im Markt in rund 60 Häusern: 8 Weber, 7 Kaufleute, 6 Schneider, 5 Wirte, je 4 Schuster und Bäcker, je drei Lederer und Zimmerleute, je 2 Müller, Bierbrauer, Fleischhauer, Maurer und Schmied und je einen Kotzenmacher, Färber, Hutmacher, Kürschner, Tischler, Schlosser, Binder und Wundarzt
1794
war die Wirtschaft des Marktes trotz Handel und Gewerbefleiß durch hohe Steuern so geschädigt, dass die Verwaltung der Herrschaft unterstellt wurde, die ihren Sitz nun in Schloss Zellhof hatte.
1848

brachte den Bauern politische Rechte und beendete die Herrschaftsobrigkeit, seither ist Zellhof kein Amtssitz mehr und, so wie früher schon Prandegg, dem Verfall preisgegeben.

Da im Ort keine größere Industrie entstand, kam es zu Abwanderungen; so zog der Färberssohn Tobias Haslinger 1810 nach Wien, wo er der Verleger Mozarts und Beethovens wurde. Auch jetzt hat Zell zahlreiche Auspendler.

1870
wurde die Fahrpost eingerichtet, die seit 1931 durch Postautobusse durchgeführt wird.
1939
Vereinigung der Gemeinden Aich, Brawinkl und Lanzendorf mit Markt Zell, der nun 2.300 Einwohner hat.
1941
aufgrund der günstigen Verkehrslage Gründung der Hauptschule, der sechsten im Mühlkreis.
1953
Beginn mit Untersuchung des seit langem als heilkräftig bekannten, aber verfallenen Hedwigsbründls (ursprünglich wohl Heerwegsbründl, da an einem Durchzugsweg gelegen) eine neue Entwicklung. Nach Überwindung zahlreicher verzögernder Umstände und Einbeziehung von zwei weiteren Quellen erfolgt
1971
Heilquellenerklärung durch die Landesregierung.
1973
Hauptschulneubau
1974-76

Bau des Kurmittelhauses, dann Errichtung von Gästehäusern, Ausbau von Gaststätten und Fremdenzimmern, Anlegung zahlreicher Wanderwege in die schöne waldreiche Umgebung.

Schon vorher waren Müllabfuhr, Wasserleitung und Kanalnetz in moderner Weise geregelt worden.

1974-1982
Errichtung der Ortskanalisation und Gründung des Reinhalteverbandes Kettenbach
1975

Bestellung eines Kulturberaters
Beschlussfassung Flächenwidmungsplan

1976
Im Oktober wird aus dem Markt Zell bei Zellhof der Kurort Bad Zell
1980
Errichtung Sportanlage und Tennisplätze
1983
Einführung der Straßenbezeichnungen
1984

Bau einer zentralen Hackschnitzel-Nahwärmeversorgung
Bau der Ortsumfahrung B 124

1985
Heimatbuchpräsentation anlässlich 750 Jahr Bad Zell
1990
Errichtung des Altstoffsammelzentrums
1991

Ein Ort denkt um ein Ort denkt nach – Ökodorf Bad Zell
Musikschul- u. Kindergartenbau
Bau Eigentumswohnanlage

1993
Bau Kinderspielplatz
1994

Erweiterung Wasserversorgungsanlage
Bohrung von 2 Tiefbrunnen Naarntal

1996
Errichtung Fun-Curt
1997
Unterstützung zum Ankauf Fröhlichgrund für LAWOG Bauten
1998

Errichtung Beachvolleyball Anlage
Ankauf Gillhofergrund für HS Sportplatz , Parkplatz B-124 rege Siedlungstätigkeit durch Ankauf Hirsch, Bodingbauer und Mayrwögergründe
Ankauf Hedwigskapelle und Neubau

2001
Grundankauf zur Errichtung Einsatzzentrum Auf der Au
2002
Eröffnung der Freizeitanlage ARENA mit 2 Hallentennisplätzen, Mehrzweckhalle, Kletterwand, Sauna, Sorarium, Fußballtrainingsplatz, Stockbahnen und Skaterbahn
2004

Kindergartenneubau
Baubeginn des neuen Wellnesshotels Lebensquell

2005

Eröffnung des neuen Wellnesshotels Lebensquell
Präsentation der Gemeindehomepage: www.badzell.at
Neubau Gemeindebauhof, Feuerwehrhaus und Altstoffsammelzentrum
Erweiterung Naturpark Rechberg zum Naturpark Mühlviertel und Beitritt der Gemeinde Bad Zell

2006
Hauptschule Zubau und Generalsanierung
2007

Eröffnung des Einsatzzentrums " Auf der Au";
Beitritt zur Mühlviertler Alm

2009
Zubau Sportkabinentrakt u. Sanierung der gesamten Sportanlage: Hedwigspark
2010

Lokale Agenda Integrierte Altenpflege und Nahversorgung
Siedlungstätigkeit durch Ankauf der Coburg Gründe – Stockfeld
Siedlungstätigkeit durch Ankauf der Kettner Gründe – Aich

2012
Hauptschule wird Neue Mittelschule
2013

Spatenstich für Seniorenheim
Start des Projektes "CellaFiberNet"

2014

Eröffnung Feuerwehrhaus Erdleiten
Inbetriebnahme und Eröffnung Kanalprojekt Erdleiten

2015

Verleihung Gesunde Gemeinde Tafel
Eröffnung: Begegnungszone in der Kurhausstraße
Eröffnung: neu gestalteter Kinderspielplatz
Start des Projektes "Mehr Zeller Nachbarschaft"
Siedlungstätigkeit in Erdleiten

2016

Eröffnung Haus für Senioren
Jubiläum "40 Jahre Bad Zell"
Start der Nachmittagsbetreuung in der VS mit einer Gruppe

2017

Siedlungserweiterung Riegl Ost
Start der Ganztagsschule in der VS mit einer Gruppe
Ausbau Saunabereich im Hotel Lebensquell

2018

Bohrung Tiefbrunnen Arena und Sorentin
Theateraufführung "Die Hexenmacher.Eine Familienausrottung"
Verleihung des Zertifikats "familienfreundlichegemeinde"
Sanierung der Pfarrkirche Bad Zell

2019

Eröffnung Krabbelstube in der Musikschule
Erweiterung Hochbehälter mit Entsäuerung
Erste Geschenkannahme eines Liegenschaftsanteiles am Schloss Zellhof

2020

Gründung Tourismusverband Mühlviertler Alm Freistadt
Gründung des Kulturforums Bad Zell
Sanierung des Volksschuldaches
Generalsanierung der Ellerbergquellen

2021

Erweiterung Kindergarten
Installierung einer E-Schnellladestation
Gedenktafelenthüllung zu Ehren des ersten Salzburger Landeshauptmannes aus Bad Zell Josef Freiherr von Weiß

2022

Beteiligung an der LEADER Aktionsgruppe der Mühlviertler Alm für die neue Förderperiode 2023-2027
Fernwärmeanschluss Kindergarten
Projektstart Community Nursing
Zertifizierung zum Naturpark-Kindergarten
Bekenntnis zur Fair-Trade-Region MV-Alm
Prozessstart Agenda-Zukunft 



Josef Freiherr von Weiß 

Von Zellhof an die Spitze von Salzburg - der gebürtige Zeller wurde vor 160 Jahren erster Salzburger Landeshauptmann. 

Joseph Weiß wurde am 12. Jänner 1805 im Schloss Zellhof geboren und trat in die Fußstapfen des Vaters, eines Gerichtsbeamten. Ab 1828 arbeitete er als Jurist in Linz, ab 1842 in Salzburg, wo er 1859 Präsident des k.k. Landes– und Handelsgerichts wurde. Er heiratete Barbara Pramberger und hatte mit ihr zwei Kinder. 1861 wurde im Kronland Salzburg erstmals überhaupt ein Landtag eingerichtet. Joseph Weiß wurde als Abgeordneter für die Stadt Salzburg gewählt und zum Landeshauptmann bestellt. Er galt aufgrund seiner fachlichen Kompetenz und seines persönlichen Ansehens als einer der einflussreichsten Persönlichkeiten in Salzburg. In seiner Amtszeit von 1861 bis 1872 achtete er auf gute Zusammenarbeit im Land und schuf die Grundlagen für eine moderne Landesverwaltung.

Joseph Weiß wurde mit seinem Abschied aus der Politik in den Freiherrenstand erhoben und starb am 13. Jänner 1887.



Touristische EntwicklungHedwigsbründl

Wohl die älteste Attraktion, derentwegen Leute nach Bad Zell kommen, ist das Hedwigsbründl. Schon aus einem Brief des Freiherrn Georg Sigismund von Salburg an den Archidiakon von Passau Dr. Locatelli geht hervor, dass im Dekanate Freistadt, und zwar in der Pfarre Zell schon seit mehr als hundert Jahren sich ein freifließender und jedermann zugänglicher Quell findet, der seit undenklichen Zeiten den Namen der heiligen Hedwig trägt und, wie einige alte Leute erzählen, in alter Zeit von weit her besucht wurde und viele Leute von Gebrechen und Krankheiten heilte.

Danach wäre also das Hedwigsbründl schon mehr als hundert Jahre vor Abfassung dieses Briefes (1643), das ist bis gegen 1500 zurück, weit bekannt und viel besucht gewesen.

Diese erste Periode, in der das Hedwigsbründl gerne besucht wurde, fand durch das Eindringen des Lutherismus ein Ende. Die lutherische Lehre fand ja schon frühzeitig in der hiesigen Gegend Eingang und von ungefähr 1580 an finden wir eine ununterbrochene Reihe lutherischer Pfarrer in Zell bis 1624. In seiner Reaktion auf das früher geübte Übermaß an Wallfahrten und Wunderglauben räumte nun das Luthertum gründlich mit diesen Dingen auf und da war es ganz natürlich, dass auch der Besuch des Hedwigsbründels mehr und mehr aufhörte. Im Jahre 1641 erstand der Ruf des Hedwigsbründels ganz plötzlich und unerwartet zu neuem Leben. In diesem Jahre kam nämlich ein Soldat, der im Kriege (Dreißigjähriger Krieg) am Fuße eine Wunde erhalten hatte, zum Hedwigsbründl und fand durch dessen Wasser, Heilung.

Um 1740 entstand in der Pfarrkirche eine neue rasch aufblühende Marienwallfahrt, sodass hierfür hie und da der Name "Klein Mariazell" auftauchte. Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich der Fremdenverkehr nur zögernd unter dem Slogan Sommerfrische. Vöest-Turnusse im Gasthaus Fröhlich und Kindererholungswochen in diversen Unterbringungen verbesserten die Fremdenverkehrsbilanz in den 60er Jahren schon sehr bedeutend.

Die Entstehung des Kurhauses hat einen langen Weg hinter sich. Es dauerte beinahe 20 Jahre bis es zur Heilquellen-Erklärung kam. Das 1953 begonnene Heilquellen-Begutachtungsverfahren über die Heilwirkung des Hedwigsbründels wurde bald fallengelassen, da eine zu geringe Schüttung festgestellt wurde. Doch wurde dabei eine zweite Quelle entdeckt, die, wie man durch Verzögerungen erst 10 Jahre später feststellte, einen für eine Heilquelle ausreichenden Radongehalt aufwies. Diese Quelle, die den Namen Höllgrafenquelle erhalten hatte, und eine weitere Quelle, die sogenannte Krinnerquelle, wurden schließlich 1971 zu Heilquellen erklärt. Am 11. Juli 1974 erfolgte der Spatenstich zur Errichtung eines Kurmittelhauses durch Herrn Karl Gusenbauer. Die feierliche Eröffnung des Kurhauses fand am 12. Juni 1976 statt.

In den Jahren danach erfolgte der Bau der Kurpensionen Fröhlich und Annahof. Bedingt durch die Erklärung zum Kurort trat Bad Zell auf eigenen Wunsch aus dem Fremdenverkehrsverband Pregarten und Umgebung aus und gründete einen eigenen Kurverband. Anfangs entwickelte sich der Kurbetrieb trotz umfangreicher Werbemaßnahmen nur schleppend. Doch konnte durch die Übernahme des Kurhauses St. Hedwig in den Besitz des Landes (Landeskuranstalt) eine Verbesserung des Kurbetriebes erzielt werden. Durch die Zuweisung einiger Probeturnusse im Jahre 1978 konnte man die Chefärzte der Sozialversicherung überzeugen, dass Bad Zell im Stande war, den Kurgästen einen angenehmen und erfolgreichen Aufenthalt zu bieten. Im Oktober1978 kam es zu einem Vertragsabschluss zwischen dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und der Kurverwaltung Bad Zell, wonach ab Jänner 1979 pro Turnus 100 Gäste eingewiesen werden konnten. Von nun an nahm der Kurbetrieb einen raschen Aufschwung, sowohl was die Nächtigungen als auch die Kurbehandlungen betrifft. Ein weiterer Anstieg der Nächtigungsbilanz ist sicherlich nicht zuletzt auch der Zahl der privaten Gäste in den Sommermonaten zu verdanken. 1995 konnte Bad Zell mit 72.934 Übernachtungen die bisher beste Bettenauslastung erzielen.

Marktplatz Bad Zell


Wirtschaftliche Entwicklung

Wirtschafts- und Berufsstruktur prägen entscheidend das Leben in einer Gemeinde.



1750

zählte der Markt in rund 60 Häusern 8 Weber, 7 Kaufleute, 6 Schneider, 5 Wirte, je 4 Schuster und Bäcker,

je 3 Lederer und Zimmerleute, je 2 Müller, Bierbrauer, Fleischhauer, Maurer und Schmiede und je einen Kotzenmacher, Färber, Hutmacher, Kürschner, Tischler, Schlosser, Binder und Wundarzt.

1794
war die Wirtschaft des Marktes trotz Handel und Gewerbefleiß durch hohe Steuern so geschädigt, dass die Verwaltung der Herrschaft unterstellt wurde, die ihren Sitz nun in Schloss Zellhof hatte.
1810
Da im Ort keine größere Industrie entstand, kam es zu Abwanderungen, so zog u.a. auch der Färberssohn Tobias Haslinger 1810 nach Wien, wo er die größte Musikalienhandlung Österreichs aufbaute. Er brachte vor allem kostspielige Originalwerke und Pracht-Editionen heraus, wie sie sonst weder die Monarchie noch ganz Deutschland aufzuweisen hatte. In seinem Verlag erschienen unter anderem Werke von Händel, Beethoven, Mozart und Bach.
1870
wurde die Fahrpost eingerichtet, die seit 1931 durch Autobuskurse durchgeführt wird. Auch wirtschaftlich sind in den letzten 50 Jahren gravierende Veränderungen feststellbar.
1951
Im Jahre 1951 lag der Anteil der Beschäftigten im Primärsektor noch bei fast 70%. Der Sekundär- und Tertiärsektor nahmen zu dieser Zeit hingegen zusammen nur ein Drittel an Beschäftigten ein.
1961-1971
Der starke Rückgang des Primärsektors zwischen 1961 und 1971 ist darauf zurückzuführen, dass sehr viele Bauern gezwungen waren, ihren Betrieb von einem Vollerwerbsbetrieb zu einem Nebenerwerbsbetrieb umzustellen, da sie sich die teuren Maschinen nicht mehr leisten konnten.
ab 1971

So hatte der Sekundärsektor 1971 erstmals mehr Beschäftigte vorzuweisen als der primäre Sektor. Auch in den folgenden Jahren musste die Landwirtschaft einen weiteren Beschäftigungsrückgang hinnehmen, der bis heute andauert. Die Zahl der Berufstätigen im Sekundärsektor stieg besonders in den 60er Jahren an und verdrängte 1971 den primären Sektor mit über 30% von der Spitze. Doch trotz des großen wirtschaftlichen Aufschwungs blieb Bad Zell auf Grund der topografischen Lage im Abseits der Wirtschaftsentwicklung.

Wer Arbeit im Sekundärsektor haben wollte, musste entweder in einen Industrieraum, hauptsächlich nach Linz abwandern, oder die Last eines Pendlerdaseins hinnehmen.

Der Tertiärsektor konnte seit dem 2. Weltkrieg eine stetige Zunahme an Beschäftigten erzielen. Bad Zell hat wie so viele andere oberösterreichische Gemeinden eine bedeutende Veränderung der Wirtschaftsstruktur durchgemacht. So war Bad Zell bis zum 2. Weltkrieg eine reine Agrargemeinde. Doch änderte sich dies in den Jahren nach 1961 sowohl durch die immer fortschreitende Mechanisierung, als auch durch die zahlreichen neuen Arbeitsplätze in Industrie und Dienstleistungsbetrieben. Die Anzahl derer, die auf Grund ihrer Beschäftigung auspendeln müssen, steigt ständig an.

Gab es im Jahre 1961 nur 179 Pendler, ist diese Schar bis heute auf 600 angewachsen. Heute wird die Wirtschaft Bad Zells vom Tertiärsektor dominiert, was sicherlich nicht zuletzt auf den Bau des Kurhauses und die Vermarktung Bad Zells als Kurort zurückzuführen ist.